Die Nachteile des IT-Recruiting: Ghosting, Versetzt werden, Catfishing

Der moderne Arbeitsmarkt hält zahlreiche Herausforderungen für Recruiter bereit. Seit einigen Jahren schon findet ein grundlegendes Umdenken statt. Es geht nicht mehr darum, welche Bewerber die besten Jobs ergattern, sondern darum, welche Unternehmen die besten Bewerber abgreifen können. Weil Bewerber die gesamte Macht in Händen halten, können sie sich eine Menge erlauben. Was bedeutet das für Recruiter?

Wer einmal auf ein Date gegangen ist, kennt die Probleme, die damit einhergehen. Das Machtgefälle etwa zwischen dem- oder derjenigen der die oder den jeweils anderen eingeladen hat: Sagt der oder die andere ja? Wenn er oder sie ja sagt, taucht er oder sie dann auch auf? Ganz ähnlich gelagert sind die Probleme beim Recruiting.

Als Recruiter suchst Du ständig nach dem besten IT-Personal. Du möchtest die echten Talente für Dich gewinnen, sie davon überzeugen, bei Dir zu arbeiten. Du kennst allerlei Regeln, Tricks und Methoden, die Du anwenden kannst, um das zu schaffen. Aber wenn Du Bewerber oder vielversprechende Kandidaten suchst, verhält es sich ähnlich wie mit dem Dating: Am Ende sitzen sie am längeren Hebel. Und können ihre Position ausnutzen, um Dich auflaufen zu lassen. Nicht zufällig stammen die Worte für fiesesten Dinge, mit denen Kandidaten Recruiter nerven können, deshalb auch aus dem Dating-Bereich.

Was bedeutet Ghosting für Recruiter?

Du hast eine Stelle ausgeschrieben. Über Wochen hast Du geeigneten Kandidaten recherchiert, Du hast auf Social Media, in Job Börsen und auf allen Kanälen, Die Dir zur Verfügung stehen, dafür geworben. Am Ende hast Du ein paar vielversprechende Leute beisammen, die Du zum Bewerbungsgespräch einlädst. Und dann? Kommt die Hälfte nicht.

Du wunderst Dich: Liegt der Fehler bei Dir? Hast Du nicht klargemacht, worum es geht, den Termin nicht klar kommuniziert, warst Du unfreundlich in der Ansprache – was könnte das Problem sein? Also versuchst Du, Kontakt aufzunehmen. Du schreibst Mails, rufst an, nutzt die Mittel moderner Kommunikation. Doch alle Versuche bleiben fruchtlos. Deine Kandidaten gehen nicht ans Handy, beantworten keine Mails und die WhatsApp-Nachrichten vergammeln ungelesen.

Sprich: Du wurdest geghostet. Deine Bewerber brechen den Kontakt kommentarlos ab. Sie verschwinden einfach.

Während es früher noch selbstverständlich war, einen Termin abzusagen, oder zu kommunizieren, wenn man doch kein Interesse an einer Stelle mehr hat, ist es heute häufiger geworden, dass Menschen sich einfach totstellen. Schließlich wissen sie, dass ihre Beziehung zu einem potentiellen Arbeitgeber nicht ihre berufliche Laufbahn definiert – sie werden gebraucht und das nächste Angebot kommt bestimmt.

Catfishing im Bewerbungsprozess

Beim Dating bedeutet Catfishing in etwa, dass jemand eine andere Person für sich gewinnen will, indem er sich online mit einer falschen Identität oder zumindest Persönlichkeit präsentiert. So ähnlich funktioniert Catfishing auch im Bewerbungsprozess.

Schwer ist das nicht, ein Lebenslauf ist schnell gefälscht und die wenigsten Recruiter haben die Ressourcen, jeden Arbeitgeber zu kontaktieren, um zu überprüfen, ob ein Bewerber wirklich für ihn gearbeitet hat. Gerade im IT-Bereich ist es leicht, Arbeitserfahrung vorzugaukeln, weil viele Jobs von Freelancern verrichtet werden oder private Projekte für das individuelle Portfolio herangezogen werden.

Auch kommt es manchmal vor, dass IT-Profis nicht selbst zu einem Termin im Assessment Center erscheinen. Wenn Recruiter Auswahltests in den Bewerbungsprozess integrieren, schicken Bewerber mitunter Bekannte vor, die auf dem jeweiligen Gebiet versierter sind. Wenn dann aber der erste Arbeitstag ansteht und das Onboarding beginnt, sind sie es, die sich dem neuen Team vorstellen.

Ein bewerberorientierter Arbeitsmarkt macht es Recruitern schwieriger. Zumindest erfordert er ein grundlegendes Umdenken. Wer damit noch nicht begonnen hat, ist jetzt bereits zu spät dran. Trotzdem solltest Du versuchen, Dich Deinen Kandidaten als bestmöglicher Arbeitgeber zu präsentieren. Gleichzeitig darfst Du nicht zu gutgläubig sein. IT-Entwickler sind zwar gefragter denn je – doch am Ende brauchen auch sie  einen gut bezahlten Job.

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