Fachchinesisch vermeiden

Fachinesisch Fachabteilungen ITSie sind Experte auf Ihrem Gebiet, und das zeigt sich auch in Ihrer Sprache. Sie kennen sich aus mit den sogenannten „three-letter words“ wie ERP, SQL, CRM, VPN, GUI, API, CIO, CPS und IDF. Wenn Sie mit diesen Begriffen auf Ihre Kollegen aus den Fachabteilungen – etwa Entwicklung, Produktion, Vertrieb oder Verwaltung – zugehen, werden Sie in viele fragende Gesichter schauen. Versuchen Sie deshalb, in die Haut Ihrer Zuhörer zu schlüpfen und Ihre Expertise außen vor zu lassen. Denn die Fachabteilungen interessiert es wenig, was hinter den Kulissen in der IT passiert. Hauptsache sie funktioniert.

Es mag ernüchternd sein, wenn sich der Einkauf nicht dafür interessiert, wie Sie die Lieferanten in die Supply Chain einbinden und E-Procurement unternehmensweit einführen. Ihre Kollegen wollen nur wissen, wie sich das auf die Einkaufskosten auswirkt. Es ist schade, dass der Vertrieb keine Zeit hat, sich erklären zu lassen, wie das Virtual Private Network für seine Echtzeit-Auftragsbearbeitung über das Notebook funktioniert. Aber so ist das: Jeder möchte seine Zeit sinnvoll nutzen, und da befassen sich die Fachabteilungen lieber mit ihrem Tagesgeschäft. Die IT ist für sie nur dann wichtig, wenn sie nicht funktioniert, denn dann werden sie massiv in ihrer Arbeit behindert. Sie ist also nur Mittel zum Zweck.
Vor allem die Support-Mitarbeiter sollten sich das zu Herzen nehmen, denn sie haben ständig mit Menschen zu tun, die ein technisches Problem haben. Die wollen nicht wissen, warum etwas nicht funktioniert – außer natürlich es trägt künftig zur Vermeidung des Problems bei – sondern wollen nur, dass alles einwandfrei läuft. Es bringt also nichts, ihnen zu erläutern, dass der Server wegen einem Denial-of-Service-Virus down ist, sondern sie wollen wissen, wann der Server wieder erreichbar ist und welche Alternativen sie in der Zwischenzeit haben.

Sehen Sie es doch einmal umgekehrt: Wie wichtig ist es für Sie, o

b Anlagegüter besser linear oder degressiv abgeschrieben werden? Oder möchten Sie, dass Ihnen der Produktionsleiter ausführlich beschreibt, wie er die neue Stanzmaschine kalibriert hat? Auch die Strategien bei der Kundengewinnung in Fernost tangieren Sie nicht wirklich. Wenn Sie also keinen Dolmetscher IT/Fachabteilung beschäftigen wollen, sollten Sie ihre Sprache an die Ihres Gegenübers anpassen. Innerhalb des Unternehmens sind Sie ein Dienstleister, kein Lehrer.

Nicht nur im Support, auch bei der IT-Planung geht es mehr um das Was als um das Wie. Wenn Sie mit der Geschäftsführung zusammensitzen, um über ein neues ERP-System zu sprechen, verlieren Sie sich nicht in Ausführungen über das Customizing von SAP-Modulen und die Schnittstellen zu proprietären Systemen, sondern empfehlen Sie die nötigen betriebsspezifischen Anpassungen an Hand konkreter Beispiele. Gerade wenn mehrere Leute an einem Tisch sitzen, kann Fachchinesisch einige von ihnen kompromittieren, und dann hat man Sie vielleicht zum letzten Mal zu strategischen Gesprächen eingeladen.

Wer Selbstvertrauen hat, gibt zu, dass er sich in der IT nicht auskennt, denn das ist schließlich nicht seine Kernkompetenz. Aber die meisten werden versuchen, ihr Unwissen zu kaschieren. Wenn das nicht gelingt, kann die Atmosphäre kippen. Auf der anderen Seite sollten Sie Ihre Gesprächspartner nicht wie Kinder behandeln, denen man alles erklären muss. Es ist eine Gratwanderung, ein professionelles Gespräch ohne Fachchinesisch zu führen. Üben Sie es mit Kollegen, bevor Sie an wichtigen Meetings teilnehmen. Bereiten Sie sich sehr gut vor, informieren Sie sich vorab über das Ziel der Besprechung, lesen Sie die Agenda und passen Sie sich dieser Sprache an. Wenn es Ihnen gelingt, nicht die Technik, sondern den Nutzen herauszustellen, dann haben Sie gute Karten, als gleichwertiger Gesprächspartner anerkannt zu werden.

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