Generalisten statt Spezialisten

Die IT-Branche ist schnelllebig, und entsprechend müssen sich IT-Experten ständig weiterbilden. Wenn Sie in einem Betrieb eine neue Aufgabe übernehmen, ergeben sich die Themen ganz von selbst – sei es IT Service Management, Client-Server-Architekturen für Web-Anwendungen oder eine Microsoft-Zertifizierung. In der Regel wird der Schulungsbedarf vom Arbeitgeber festgelegt und auch bezahlt. Bei besonders langen, teuren Maßnahmen werden Verträge ausgehandelt, die den Kandidaten bei einer vorzeitigen Kündigung finanziell beteiligen. Konzerne betreiben meist ihre eigene Schulungsabteilung – von Einzelkursen bis hin zu einer professionellen Corporate Academy mit kompletten Ausbildungsgängen inklusive anerkanntem Berufsabschluss. Kleine und mittelständische Unternehmen setzen auf externe Bildungshäuser.

Abgesehen von diesen betrieblich erforderlichen Zusatzqualifikationen ist es sinnvoll, seinen eigenen Marktwert in Eigenregie zu erhalten und zu steigern. Das kann im Hinblick auf einen Karriereschritt innerhalb des Unternehmens, eine neue Stelle oder ganz einfach aus Interesse an dem Thema erfolgen. Wichtig ist hierbei, sich nicht zu stark zu spezialisieren. Da Sie nie wissen, welche Systeme bei Ihrem neuen Arbeitgeber laufen, ist es nicht sinnvoll, Seminare auf gut Glück zu besuchen. Vielleicht machen Sie sich fit für den Microsoft-SQL-Server, müssen künftig aber mit einer Oracle-Datenbank arbeiten. Dasselbe gilt für das breite Spektrum an Programmiersprachen.

Viel besser ist es, sich technik- und betriebsübergreifendes Know-how anzueignen. Das klassische Beispiel ist Projektmanagement. Egal wo Sie später arbeiten – diese Kompetenz wird immer vorausgesetzt. Je nach dem, welche Sprosse der Karriereleiter Sie erreichen wollen, genügen Grundlagen zu Planung, Durchführung und Controlling. Oder möchten Sie auch Budget- und Personalverantwortung übernehmen? Dann gehören Führungsstrategien und Moderation ebenso auf Ihren Stundenplan wie Zeit-, Risiko- und Krisenmanagement. Ihre Fähigkeiten können Sie sich beispielsweise vom Project Management Institute (PMI) oder der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) in Form eines Zertifikats bescheinigen lassen. Da Sie das Wissen überall brauchen, ist diese Investition auf jeden Fall gut angelegt.

Ähnlich verhält es sich mit fachbereichsübergreifenden Themen: IT-Experten arbeiten nicht mehr auf Zuruf nach strengen Vorgaben, sondern sie müssen Führungskräfte beraten, welche Lösungen sich für welche Aufgaben eignen. Dazu benötigen Sie ein tiefes Verständnis der Geschäftsprozesse. Sie können nicht einfach ein ERP-System installieren, sondern sollten vorab mit den Usern besprechen, welche Prozesse in der IT abzubilden sind. Wenn Sie kein Studium der Wirtschaftsinformatik absolviert haben, ist eine Fortbildung in diesem Bereich eine Pflichtübung.
Wenn Sie in diesen beiden Themen – Projektmanagement und Geschäftsprozesse – fit sind, haben Sie die wichtigsten Kompetenzen bereits erworben. Denn Generalisten können sich leichter in neue Aufgaben einarbeiten als Spezialisten, die sich in ihrer Nische wohlfühlen. Seminare mit technischem Fokus, etwa Systemintegration, Web Services, Cloud Computing, ITIL oder IT-Sicherheit, können Sie je nach Bedarf ergänzen. Welche Technologien gerade gefragt sind, wissen Sie mit Ihrer Berufserfahrung am besten. Auch IT-Foren sind eine gute Quelle, um wichtige Weiterbildungsthemen zu identifizieren: Wenn man bei einem Hype-Thema nicht mitreden kann, ist es Zeit, wieder die Schulbank zu drücken.

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