Fachkräftemangel und arbeitslos – was mache ich falsch?

Hand schreibt an eine Tafel mit Kreide "Arbeit suchen .... Arbeit finden"Bei den täglichen Meldungen kann man es sich fast nicht vorstellen, aber es gibt sie: die arbeitslosen IT-Fachleute. Das kann mehrere Gründe haben – manche lassen sich beeinflussen, manche nicht. Mit der richtigen Strategie kann man Nischen finden und seine Chancen auf einen Job verbessern.

Zunächst zu den externen Hürden: Da spielt der Jahrgang eine große Rolle. Mit einem Altersdurchschnitt von etwas über 40 ist die IT immer noch eine sehr junge Branche, die sich ihr Image von Jugend und Dynamik gern bewahren will. Bei den Anwenderfirmen aus Industrie und Handel ist der Jugendwahn nicht so ausgeprägt, bei IT-Herstellern und Dienstleistern dagegen schon. Dabei ist gerade in der IT-Beratung Erfahrung besonders wichtig. Ein Umdenken hat zwar begonnen, aber wie jeder Wandel dauert es Jahre, bis sich das auf den Arbeitsmarkt auswirkt – trotz zahlreicher 50plus-Initiativen von Gewerkschaften. Wer sich selbstständig macht, hat ein besseres Standing: Bei Dienstleistern achten Kunden nicht auf das Alter, sondern nur auf die Qualität.

Ein weiteres Hindernis ist der Wunsch der Unternehmen, genau die IT-Experten zu finden, die zu 100 Prozent auf die Stelle passen. Das ist utopisch, denn die Stellenbeschreibungen sind oft so detailliert, dass niemand alle Spezialisierungen erfüllen kann. Die Unternehmen müssen lernen, dass ein Matching von 80 Prozent ausreicht, und dass die restlichen 20 Prozent durch Schulungen oder Training-on-the-Job ergänzt werden können. Wer nicht alle Anforderungen einer Stellenanzeige erfüllt, sollte bereits in der Bewerbung darauf eingehen und seinen Lernwillen bekunden.

Es gibt aber auch viele Bereiche, in denen die Kandidaten ihre Chancen selbst verbessern können. So ist seit vielen Jahren bekannt, dass IT-Firmen keine menschenscheuen Nerds brauchen, sondern kommunikationsstarke Lösungsanbieter. Wer also das Klischee bedient, am liebsten fernab von der Realität im Keller seine Programme zu basteln, Hardware zu reparieren und Sozialkontakte ausschließlich online zu pflegen, sollte vielleicht umdenken.

Ein anderes Manko lässt sich sehr leicht beheben: Wer fachlich nicht mehr auf der Höhe ist, kann sich in Seminaren oder größeren Schulungsmaßnahmen weiterbilden. Mit welchen Inhalten man sich befassen sollte, findet man ganz leicht über die Stellenausschreibungen auf www.ictjob.de heraus. Auch die Angebote der Bildungsanbieter sind ein guter Anhaltspunkt: Sie zeigen auf, welches Wissen von Unternehmen eingefordert wird. Jedem sollte klar sein, dass man sich in einer so schnelllebigen Branche nicht auf seinem Hochschulabschluss von vor zehn Jahren ausruhen kann. Dasselbe gilt für Zertifikate – sei es von Microsoft, Cisco oder dem Project Management Institute (PMI): Regelmäßiges Auffrischen ist ein Muss.

Aber Vorsicht: Je exotischer die Spezialisierung, desto schwieriger wird später der Jobwechsel. Bei der Weiterbildung sollte man daher immer darauf achten, dass man seine Kompetenzen als Generalist nicht aufgibt. Denn Betriebsblindheit könnte später den Wechsel erschweren. Das ist übrigens der Unterschied zwischen IT-Experte und IT-Spezialist. Der Experte überblickt das große Ganze, beherrscht sein Metier und kann sich leicht in neue Themen einarbeiten. Ein Spezialist ist Top in einem kleinen Segment und braucht bei einem neuen Job viel Glück, dass genau diese Spezialisierung wieder gesucht wird. Damit ist er von vornherein eingeschränkt. Das Problem besteht auch bei den Studiengängen: Wirtschaftsinformatiker lernen interdisziplinär und haben später ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten als etwa der Master für Embedded Systems Design oder Human Computer Interaction.

Wer fachlich alles richtig macht und trotzdem zu den rund 6000 arbeitslosen IT-Experten gehört, sollte sichergehen, dass er im Internet gefunden wird. Der Gang zur Arbeitsagentur ist zwar wichtig, darf aber nicht die alleinige Anlaufstelle sein. Denn IT-Firmen betrachten sie oft als Aufbewahrungsstelle für gescheiterte IT-Existenzen und melden daher ihre freien Stellen dort seltener als in Jobbörsen.

Ein guter Einstieg sind Personalvermittler und Leiharbeitsfirmen. Sie zahlen zwar nicht so gut wie die Unternehmen, an die sie verleihen, aber deutlich besser als für andere Berufe. Und mit einem Zeitarbeitsjob oder einem Interimsposten hat man wenigstens den Fuß in der Tür.

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